Wenn wir am 01. Juni wieder in strahlende Kinderaugen blicken, wissen wir, es ist wieder soweit: Kindertag. Kleine Geschenke stehen schon bereit, in Kindergarten und Schule wartet man mit einem kleinen Programm auf die „Ehrengäste“, vielerorts laufen die letzten Vorbereitungen für traditionelle Umzüge und Veranstaltungen, bei denen ganz allein die Kinder im Mittelpunkt stehen, öffentliche Einrichtungen überraschen ihre Besucher mit einem ganz speziellen Kinderprogramm... Und das nicht nur bei uns: Der Feiertag für unsere Kinder wird auf der ganzen Welt gefeiert.
Doch auch wenn sich ein jedes Kind über Geschenke und Veranstaltungen freut, sind diese dabei natürlich nicht das Wesentliche. Alle Festlichkeiten an diesem besonderen Tag haben ein gemeinsames Ziel: Sie wollen die Rechte und die Bedürfnisse unserer Kinder in den Mittelpunkt rücken.
Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Welt der Kinder geprägt von Gehorsam und Disziplin. Armut führte zu Hunger und Mangelernährung. Körperliche Züchtigung galt als etwas ganz Normales- auch in der Schule. Bildung war ein Privileg und gerade für Mädchen oder Kinder aus niederen Schichten gar nicht erst vorgesehen. Bereits im Alter von zwölf Jahren endete für viele die Kindheit. Sie suchten nach Arbeit in Fabriken, als Knechte und Mägde auf Höfen und Feldern oder als Dienstmädchen bei höherschichtigen Familien. Zehn Stunden Arbeit am Tag waren dabei ganz normal. Und auch der Krieg machte vor den Jungen nicht Halt. Persönliche Entwicklung, Gleichbehandlung, Wohlergehen, Beteiligung- so gut wie nichts davon wurde den Kindern zuteil, vielerorts noch nicht einmal das Recht auf Leben.
Im Jahre 1925 unterzeichneten über 50 Vertreter verschiedener Staaten im Rahmen der Genfer „Weltkonferenz für das Wohlergehen der Kinder“ die „Erklärung zum Schutze der Kinder“ und übernahmen im Anschluss daran die Idee eines Feiertages nur für Kinder am 01. Juni. Im September 1954 wurde UNICEF im Rahmen der 9. Vollversammlung der Vereinten Nationen mit der Organisation eines Weltkindertages betraut. Als Termin dafür wurde schließlich der 20. September vorgeschlagen. Dem Aufruf, diesen Tag zu übernehmen, folgten bisher 145 Länder, wenn auch, je nach Tradition, mit eigenem Datum.
In Deutschland feiert man den Kindertag sogar gleich zweimal, was auf die Geschichte unseres Landes, die Teilung in Ost und West, zurückzuführen ist. Während die BRD den 20.September als Datum für den Weltkindertag übernahm feierte man in der ehemaligen DDR bereits zuvor schon den Kindertag am 01.Juni. Nach der Wiedervereinigung wurden schließlich beide Termine aufrechterhalten.
2019 erklärte Thüringen als einziges deutsches Bundesland den 20. September als gesetzlichen Feiertag.
Obgleich die Rechte der Kinder grundsätzlich für alle Kinder gelten, sind diese für sehr viele auch heute noch nicht selbstverständlich, wissen doch etliche Menschen noch nicht einmal, dass es diese überhaupt gibt, geschweige denn, um welche Rechte es sich dabei handelt. Und gerade deshalb ist der Kindertag auch heute noch genauso wichtig wie im vergangenen Jahrhundert.